FeD:Operationsverstärker/Archiv/007

Aus Förderverein euregionale Digitalkultur e.V.

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| Die unregelmäßige Postille des FeDeV.                '-|___|-'      |
| Herausgeber: Chaos Computer Club Aachen                             |
| diese Ausgabe aus der Feder von Kanzi                 100kOhm       |
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= Inhaltsverzeichnis =                                                 
 * Editorial                                                           
 * Shit happened, Shit happens                                         
 * Qultur                                                              
 * Stammtischniveau (aka Politische Ecke)                              
 * Sonstiges                                                           
 * Prokrastinationstübersicht                                          
 * EOTM (Employee of the month)                                        
 * Schlusswort                                                         
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= Editorial =                                                 

Alle reden vom Sommerloch - wir nicht. Wir haben der Hitzewelle erfolg-
reich getrotzt einschließlich des Sonntags, an dem in Aachen ein Brand
im Umspannwerk Krauthausen zu Stromausfall in einigen Stadtteilen - so
auch in der Lothringerstraße - geführt hat. Die Spannungsspitze war
schön fies, so dass unser WLAN-Router zunächst geblitzdingst wurde und
seine Firmware vergessen hatte, aber m1ndwarp fand einen Weg, ihn mit
Babynahrung neu anzufüttern und wieder online zu bringen.

Wo wir beim Thema Elektronik sind: Wenn für euch hier auf der Erde
eines Tages "Game Over" ist und ihr als elektronisches Bauelement eurer
Wahl wiedergeboren werdet, welches Bauelement würdet ihr wählen? Kanzi
würde als Kondensator wiederkommen, denn der funktioniert genau so, wie
es an Unis und beim Fortkommen im Job von einem jungen Menschen erwar-
tet wird: Über eine gewisse Zeit Energie speichern und dann *BÄMM!* im
Moment der Wahrheit einen möglichst großen Puls raushauen. Denn es sind
nur ganz wenige diskrete Momente, an denen ein junger Mensch gemessen
wird. Das ganze Dazwischen interessiert eigentlich nicht, Hauptsache,
die "big points" werden geholt.

Eine solche Prüfungssituation hatte auch der Verein zu überstehen, kurz
bevor der am 28.07.2010 zwei Jahre jung wurde. Die Prüfung wurde be-
standen, und darauf hin wurde reingefeiert - an neuer Stelle, in der
Martinstr. 10-12 in der Nähe des Pontviertels. Ja, richtig, wir haben
zum Geburtstag auch gleich neue Räume bezogen. Wie es dazu kam, das ist
eines der Themen dieses OpAmps.

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= Shit happened, Shit happens =                                                 

Verschiedene Stimmen, dass wir einen größeren Hackerspace brauchen,
waren schon in der Vergangenheit laut geworden, aber hatten sich nicht
so recht durchgesetzt, zumal ein größerer Raum auch mehr Kosten an
vielen Fronten bedeutet.

Wie heißt es so schön: Not macht erfinderisch. An einem lauen Dienstag-
abend ist mal wieder Treff im Voidspace in der Lothringerstraße. Wegen
der hohen Temperaturen teils drinnen, teils draußen. Gelegenheit, mal
in den Briefkasten zu schauen, ob der Verein Post gekriegt hat. Und das
hat er. Die fristgerechte Kündigung vom Vermieter, weil der für seinen
Hauptmieter mehr Platz braucht.

Sofort formte sich aus den bisherigen Bemühungen eine Taskforce und
suchte den Aachener Markt nach geeigneten Immobilien ab. Bereits nach
wenigen Tagen wurden wir fündig und mieteten uns fast 100 m² in der
Martinstraße 10-12, mit der Option auf noch mehr, wenn uns auch dies zu
klein wird. Ihr erinnert euch sicher daran, wie damals jede Festplatte
unabhängig von der Größe nach drei Wochen voll war...

Die Räume waren zuvor als Kunstatelier genutzt worden und renovierungs-
mäßig in einem noch chaotischeren Zustand als wir es sind. Aber sofort
nach der Schlüsselübergabe strömten helfende Hände von allen Seiten
hinein und renovierten wie die Weltmeister, die wir im Fußball leider
nicht geworden waren. Binnen weniger Tage waren die wichtisten Dinge
aus dem alten Voidspace umgezogen, und die wesentliche Infrastruktur im
neuen Voidspace war bereit für die Einweihungsparty.

Mit der Kündigung hatte der Verein einen fetten Boxhandschuh einstecken
müssen. Der Ringrichter hatte gerade mit "Eins..." zu zählen begonnen,
da stand der Verein wie Phönix aus der Asche wieder auf und hat jetzt
wieder den ganzen unteren Bildschirmrand voller Stärkepunkte und Extra-
leben. Das Umzugschaos liegt noch in den letzten Zügen, die Vorteile
des neuen Voidspace sind aber jetzt schon augenfällig:

* Wir sind deutlich näher ans studentisch geprägte Pontviertel heran-
gerückt. Das sind nur noch etwas über 400 Meter Luftlinie, was völlig
neue Möglichkeiten der Vernetzung eröffnet - beispielsweise mit der
Aachener Linux User Group (ALUG) oder anderen Kunst-, Kultur- oder IT-
bezogenen Stammtischen.

* Wenn wir Events veranstalten, haben wir den Platz, um auch Party im
eigenen Hause zu machen. Das Gebäude ist ein Bürogebäude, in dem die
Musik abends keinem Arbeitenden auf den Wecker geht.

* Wir sind nicht mehr direkt an der Straße, sondern über einen Hof zu
erreichen, auf dem man abends auch mit dem Auto vorfahren oder grillen
kann - beides zwickte in der Lothringerstraße doch schon ein bisschen.

* Der Raum lässt sich so aufteilen, dass Gemütlichkeit und Produktivi-
tät sich nicht mehr gegenseitig ausschließen.

* Und last but not least ermöglicht uns mehr Platz auch, auf der posi-
tiven Spirale weiter nach oben zu klettern. Wir können mehr Mitglieder
aufnehmen, deren Output uns dann wieder ermöglicht, noch mehr Platz
anzumieten...

* ...und DAS dann sogar ohne neuen Umzug, weil weitere zur Vermietung
stehende Räume direkt nebenan sind. Tür vom Vermieter aufschließen
lassen und größer werden.

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= Qultur =                                                 

An dieser Stelle stand schon mehrfach zu lesen, dass wir Digitalkultur
im weiteren Sinne pflegen. Das haben wir wieder unter Beweis gestellt,
indem wir Fühlung mit dem Kulturkreis des Amateurfunks aufgenommen
haben. airmack hatte die Idee, eine Lerngruppe für die entsprechende
Prüfung ins Leben zu rufen, machte dann auch gleich den Anfang und
bestand auf Anhieb Klasse E. Er ist jetzt im Äther erreichbar als
DO1KID. Kanzi war einen Monat später dran, legte noch eins drauf und
holte sich die Klasse A. Unter DL1KID kann man ihn auf seiner Portabel-
station erreichen.

Amateurfunk ist ein Beispiel, wie unterschiedliche elektronische Kultu-
ren zusammenwachsen. Früher hatten Funker mit Computern nicht viel am
Hut - analog und digital waren eben zwei verschiedene Welten. Wer im
"Netz" aktiv war, gab sich umgekehrt nicht mit Funkern ab, die für die
Begriffe eines Internauten mit antiquierter Technik unterwegs waren und
archaische Rituale pflegten. Dafür konnten sich die Funker ein gewisses
Grinsen nicht verkneifen, wenn in der komplizierten Kette von Rechnern
und Leitungen, die für eine Internetverbindung oder gar die Nutzung
eines Web 2.0-Dienstes notwendig sind, irgendeine Komponente ausfiel
und der Digitale umgehend von "Alles" auf "Nichts" zurückfiel.

Und jetzt? Jetzt finden beide Welten zueinander. Die Beispiele in unse-
rem Verein zeigen, dass auch "Digital Natives" durchaus bereit sind,
Zeit, Energie und Geld in eine Funkerprüfung zu investieren. Umgekehrt
haben die Funker begriffen, dass der neben ihrer Funkstation in aller
Regel anzutreffende PC eine Universalelektronik ist, die sich für den
Funkbetrieb nutzen lässt. Die Soundkarte etwa, die sonst mehr Monster
pro Sekunde hörbar macht, eignet sich vorzüglich dazu, aus für das Ohr
schon zu verrauschten Signalen noch das Letzte herauszuholen. Wer etwa
den Mond als Reflektor für sein Funksignal verwendet, kommt dadurch mit
einer wesentlich kleineren Antenne aus.

Dabei hat der Amateurfunk jedoch seine Ursprünglichkeit gewahrt. Sehr
begehrt ist in diesem Kulturkreis insbesondere das Seltene und/oder
Vergängliche. Wenn ein Gebiet oder eine Insel, die sonst nie im Äther
zu hören ist, sich plötzlich zu Wort meldet - dann wollen so viele
gleichzeitig mit dieser seltenen Station sprechen, dass sich Warte-
schlangen bilden, und in der Tat ist es Teil des offiziellen Prüfungs-
stoffs, wie solche Warteschlangen kanalisiert werden. Wenn die Sonne
ein paar energiereiche Teilchen mehr in Richtung Erde schickt oder ein
verglühender Meteorit in der Ionosphäre für kurze Zeit einen Spiegel
für Kurzwelle aufbaut, werden die Richtantennen auf das Spektakel am
Himmel gerichtet und Verbindungen aufgebaut, die sonst nicht möglich
sind. Eine willkommene Abwechslung in einer Welt, in der alles 24/7 aus
Anschlüssen ins Haus strömt oder per Bringdienst geliefert wird.

Wer nun Interesse am Amateurfunk gefunden hat, der spreche airmack,
Kanzi oder auch m1ndwarp, der schon seit früherer Jugend eine Lizenz
besitzt, an.
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= Stammtischniveau =                                                 

Die öffentliche Hand rüstet auf. So langsam wird es ernst mit dem elek-
tronischen Personalaufweis, der zwar auf Scheckkartengröße schrumpft,
es dafür aber in Form seines RFID-Chips faustdick hinter den Ohren hat.
Auch die RWTH, größter Hausaufgaben- und Klausursteller am Ort, möchte
ihren Studierenden eine multifunktionale Chipkarte aufs Auge drücken,
die ebenfalls per RFID auslesbar ist.
[[http://www.rwth-aachen.de/go/id/bbum/ | Die UniCard kommt ]]
Das ruft beim einen oder anderen schon ein gewisses Unbehagen hervor 
und er/sie überlegt, sich schnell noch vor dem Stichtag einen "alten"
Ausweis zu besorgen, zumal dieser preiswerter ist als der neue 
Alleskönner.

Gewisse Vorbehalte wohnen Menschen schon immer inne, wenn sie völliges
Neuland betreten. Als die Eisenbahn erfunden wurde, warnten renommierte
Mediziner davor, dass kein Mensch die hohen Geschwindigkeiten (von sei-
nerzeit ca. 40 km/h) schadlos überstehen könne.

Verständlicherweise sitzt das Unbehagen gegenüber RFID-Ausweisen etwas
tiefer. Eine einmal gelegte Datenspur sitzt fest wie eine Tätowierung.
Gleichzeitig ist man dem Fortschritt bei der Verknüpfung scheinbar zu-
sammenhangloser Daten (Data Mining) genauso schutzlos ausgeliefert wie
der Mörder von Anno Tobak, der seinerzeit eine Zigarettenkippe am Tat-
ort zurückließ, sich vor jedem Fortschritt der DNA-Analyse fürchten
muss. Das aus der Privatwirtschaft bekannte Scoring von Verbrauchern
gibt einen kleinen Vorgeschmack darauf, was möglicherweise auf uns zu-
kommt - von einem Anbieter, dem man nicht so einfach kündigen kann.

Die Angst vor dem Unbekannten ist oft schlimmer als die Furcht vor der
konkreten Bedrohung. Insofern könnte etwas mehr Transparenz bei der-
artigen Vorhaben nicht schaden. Kontraproduktiv ist hier ausgerechnet
das zur Beruhigung vorgebrachte Argument, dass die Daten doch mit einem
256-Bit-Schlüssel gesichert sind. Denn den bekommt der Bürger nicht.
Hätte man Public Key-Systeme eingesetzt, könnten die Daten auf dem Chip
behördlich signiert und zugleich sowohl mit dem Public Key des Bürgers
als auch mit dem des Staates verschlüsselt vorliegen.

Politik machen heißt auch verkaufen können. Holt diejenigen ins Boot,
denen die Nutzer all ihre Daten frei Haus liefern, und ihr bekommt vom
Bürger alles, was ihr wollt, ohne Protest und noch Geld obendrauf.

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= Sonstiges =                                                 

Zum Thema Vernetzung mit weiterer Kultur: Am 11.09.2010 findet in der
Klangbrücke in Aachen um 20 Uhr die nächste Veranstaltung von Neuland
e.V. statt. Es wird eine offene Bühne für Neutalente bis Semiprofis ge-
boten. Wer sein Lampenfieber überwindet, hat genau 199 Zuschauer.
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= Prokrastinationsübersicht =                                                 

Viel Arbeitskraft wurde in der letzten Zeit von Bürokratie (Finanzamt,
Amtsgericht) und Umzug absorbiert. Und wir sind hier nicht an der Uni,
wo Strom, Wasser, Arbeitskraft und flüssiges Helium als unendlich große
Ozeane angenommen werden können. Demnächst haben wir wieder eine MV,
und über die Aufteilung und Einrichtung unserer neuen Räume ist das
letzte Wort noch nicht gesprochen.

Trotzdem kommt der Vereinsbetrieb an neuer Stelle wieder in die Gänge.
Demnächst geht bei uns wieder etwas: die Journey To The End Of The
Night 2010. Daneben kochen bei uns schon weitere Ideen für neuartige
Events. In diese Töpfe wird aber jetzt noch nicht reingeguckt.

Auch wenn sich unsere Webpräsenz nach außen hin noch nicht verändert
hat: Hinter den Kulissen wird schon fleißig dran gearbeitet. Habt
Geduld.

Bei der Vernetzung mit der Aachener Linux User Group (ALUG) ist Kanzi
immer noch am Prokeln, um Vorbehalte gegen den Schwenk vom schönen in-
formellen Haufen hin zum Verein mit klaren Strukturen und Bürokratie zu
erodieren. Die neue Lage der Vereinsräume ermöglicht zumindest schon
mal Mischformen. Kanzi prokelt weiter.

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= EOTM =                                                 

Dieser Titel geht eindeutig an das tatkräftige Team, das den neuen Raum
gefunden und in einen brauchbaren Zustand versetzt hat.

Bei der Findung des neuen Raums waren riot und MRQ die führenden Köpfe.

Beim Renovieren haben mit angepackt:
* aceralex
* BeBop
* CTRL
* Johannes
* luks
* m1ndwarp
* midget
* movax
* MRQ
* riot

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= Schlusswort =                                                 

Wir suchen noch Sitzgelegenheiten (insbesondere Sofas) und Tische für
unseren neuen Voidspace, und geekiges Elektronikspielzeug ist immer
willkommen. Wer so etwas ausrangieren möchte, möge es vor der Voll-
streckung als Sachspende anbieten. Vieles von dem, was im Voidspace
steht, genießt dort schon sein zweites Leben.
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